Was passiert, wenn wir atmen?
Beim Einatmen muss sich die Lunge ausdehnen. Der Brustkorb wird aktiv durch Muskelkontraktion erweitert. Daran sind mehrere Muskelgruppen beteiligt, zum Beispiel die Zwischenrippenmuskeln und die Atemhilfsmuskulatur. Durch ein Zusammenwirken dieser beiden hebt sich der Brustkorb. Das nennt sich Brustatmung. Zum anderen kontrahiert das Zwerchfell und macht Platz, sodass sich die Lunge auch nach unten ausdehnen kann. Das ist die Bauchatmung.
Um die Lungenflügel befindet sich eine schützende, dünne Haut, das Lungenfell. Dieses und das auf der Innenseite des Brustkorbes und des Zwerchfells liegende Brustfell sind sehr wichtig, damit die Atmung funktionieren kann. Denn beide kleben aneinander wie zwei Glasplatten durch einen Flüssigkeitsfilm, der den Spalt zwischen ihnen füllt. Dadurch ist auch die problemlose Verschiebbarkeit der beteiligten Systeme gewährleistet. Wenn sich nun die eine Haut bewegt, etwa durch das Heben des Brustkorbes, zieht sie automatisch die andere mit sich. Dadurch wird ein Unterdruck erzeugt und Luft in die Lunge gesogen.
Beim Ausatmen entspannt sich die Atemmuskulatur. Die Luft wird durch das Zusammenziehen der elastischen Fasern in der Lunge wieder durch die Atemwege hinausgedrückt. Es ist also eigentlich eine passive Tätigkeit, die keine Anstrengung erfordert. Der Mensch ist allerdings auch in der Lage, mit der sogenannten exspiratorischen Atemhilfsmuskulatur, wozu zum Beispiel die Bauchmuskulatur gehört, bewusst das Ausatmen herbeizuführen.
Welche Atemmuster gibt es und welche sollten wir anstreben?
Zunächst möchte ich alle drei Atemmuster kurz erklären, da sich daraus ergibt, welches Atemmuster im Yoga das Beste ist.
Die Bauchatmung ist die natürlichste und tiefste Atemweise, die unser Körper kennt. Sie hilft uns, schnell wieder vom Kopf in den Bauch zurückzukehren, sodass sich der Geist beruhigen kann. Gleichzeitig steckt in der Bauchatmung unser größtes Atempotenzial, denn durch sie können wir das größtmögliche Atemvolumen ausschöpfen. Durch die Bauchatmung gelangt der Mensch zu mehr Ruhe im Geist und zu mehr Elan im Alltag.
Sie vergrößert das Lungenvolumen, trainiert die Bauchmuskulatur und gibt dem Organismus Frische. Die Bauchatmung ist eine Pranayama-Übung, die hilft, den Atem wieder bewusster wahrzunehmen. Zudem werden die Energiekanäle von Giftstoffen und Blockaden befreit.
Die anatomischen Schwerpunkte sind Bauch, Brustkorb, Gehirn und Lunge.
Die therapeutischen Schwerpunkte sind Ängste, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Stress. Die Vorteile der Bauchatmung sind vor allem, dass das
tiefe Atmen die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff verbessert, es entspannt und beruhigt. Im Alltag atmen die Menschen häufig sehr oberflächlich, speziell bei Aufregung und Anspannung.
Das Ausüben der Brustatmung ist als ein Teil der vollkommenen Yoga-Atmung anzusehen. Beim Einatmen heben sich die Rippen, so dass der Brustkorb sich erweitert, beim Ausatmen kehren die Rippen wieder in die ursprüngliche Stellung zurück. Die Atemluft strömt in die mittleren Partien der Lungen. Die Lungen werden weniger gefüllt als bei der Bauchatmung, und die Atmung ist schneller und flacher.
Zu dieser Atmung kommt es automatisch in Stresssituationen, bei Nervosität und Anspannung. Die Brustatmung ist eine Atmungsform, die also bei körperlichen und psychischen Belastungen und Anstrengungen zur Anwendung kommt. Wenn wir nur im Bereich des oberen Brustkorbs atmen, beanspruchen wir hauptsächlich die Atemhilfsmuskeln und weniger den Hauptatemmuskel, das Zwerchfell. Die Brustatmung hilft dem Körper in Ausnahmesituationen mehr Sauerstoff aufzunehmen. Hierbei unterstützen die Atemhilfsmuskeln die Arbeit des Zwerchfells. Sie bewegen den Brustkorb intensiver, wodurch es möglich ist, die Lungen mit mehr Sauerstoff zu versorgen. Allerdings wird bei der Brustatmung für den gleichen Luft-Austausch mehr Energie verbraucht als bei der Bauchatmung.
Bei der Flankenatmung wird in die Flanken geatmet. Teilweise wird sie auch Herzatmung genannt. Diese Atemtechnik fördert die seitliche Ausdehnung des Brustkorbs nach links und rechts. Dadurch kann sich die Lunge stärker zur Seite, sprich nach rechts und links weiten und gibt dem Herzen somit mehr Raum zur Entfaltung. Die Flankenatmung ist eine der Energiequellen im Yoga. Durch diese Atmung erhalten die Zellen Sauerstoff, um Heilung und Entgiftung zu erledigen. Die Flankenatmung hilft der Steigerung des Bewusstseins, der Vitalität und Konzentration. Als Werkzeug der Selbstkontrolle, verbessert diese Pranayama-Übung das geistige und seelische Gleichgewicht.
Die anatomischen Schwerpunkte sind der Bauch, der Brustkorb, das Gehirn und die Lungen. Die therapeutischen Schwerpunkte sind Ängste, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blutdruck, Schlaflosigkeit und Stress.
Richtig atmen heißt immer, dass man voll und tief atmet. Das haben viele Menschen verlernt. Die Flankenatmung reinigt und entgiftet unsere Organe und wirkt gleichzeitig entspannend. Auch die Flankenatmung ist ein Teil der yogischen Vollatmung.
Zusammenfassung. Eine vollständige yogische Atmung besteht aus allen Atemmustern. Um die vollständige yogische Atmung durchzuführen, sollte man deshalb Übungen wählen, mit denen man in den Bauch, die Flanken, den Brustraum, die Lungenspitzen und in die Körperrückseite hinein atmet. Dadurch wird gewährleistet, dass der Atem maximal tief ist und der Körper viel Prana- Energie aufnimmt.
Das beste Atemmuster im Yoga ist allerdings eindeutig die Bauchatmung. Dies erklärt sich aus den vielen positiven Effekten, die die Bauchatmung hat. Auf der physischen Ebene reduziert die Zwerchfellatmung die Herzgeschwindigkeit, die Stoffwechselwerte und den Blutzuckerspiegel. Ebenso werden Lungenbelastung, Muskelverspannungen, Schlafbedürfnis und Schmerzempfindlichkeit verringert. Die Brustatmung hingegen stimuliert diese Faktoren noch ins Gegenteil. Die Bauchatmung normalisiert den Blutstrom in die Lungen, während der Rückfluss von venösem Blut zum Herzen sich deutlich verbessert. Hirn- und Koronararterien erweitern sich; dabei wächst die Sauerstoffzufuhr in Gehirn und Herz. Bei der Brustatmung hingegen ziehen sich diese Arterien zusammen und vermindern die Zufuhr von Blut und Sauerstoff. Die Bauchatmung unterstützt die lymphatischen Ströme und erleichtert die Übertragung des Sauerstoffs von Blut zum Gewebe, während die Brustatmung diese Vorgänge hemmt. Die Bauchatmung verringert das kardiovaskulare Risiko und erwirkt einen normalen Blutdruck, wohingegen die Brustatmung das kardiovaskulare Risiko erhöht und einen hohen Blutdruck provoziert.
Auf der psychologischen Ebene stärkt die Bauchatmung das Selbstbewusstsein, erhöht die emotionale Stabilität, das Vertrauen, die Zuversicht, die Wachsamkeit und die Wahrnehmungsfähigkeit für die Umwelt. Die Brustatmung verringert diese Qualitäten. Die Bauchatmung reduziert Sorgen, Phobien, Depressionen und psychosomatische Probleme, während Brustatmung diese Probleme noch vergrößern kann.
Welchen Einfluss hat die Atmung auf die Haltung?
Die Atmung beeinflusst unsere Haltung, aber die Haltung beeinflusst auch unsere Atmung. Menschen, deren Schultern nach vorne hängen und bei denen Nacken und Rücken sich nach vorne krümmen, klemmen Ihren Brustraum und ihre Lungen so ein, dass eine tiefe Atmung gar nicht möglich ist. Diese Menschen werden auf Grund Ihrer Haltung sehr flach atmen.
Menschen, die tief von der Brust über die Flanken in den Bauch atmen, werden automatisch eine geöffnetere Haltung haben, aufrechter und geöffneter im Brustraum sein. Wer eine gerade und geöffnete Körperhaltung hat, hat umgekehrt auch die Möglichkeit überhaupt tiefer in den ganzen Körper zu atmen.
Die Körperhaltung und -spannung beeinflussen also auch die Atmung beim Yoga. Schlechte Haltungsgewohnheiten werden in der Yoga Praxis bewusst gemacht und korrigiert. Bei Stehhaltungen und Sitzhaltungen übt man so, dass die Muskelspannung möglichst gleichmäßig verteilt ist, so kann man am freiesten atmen. Oft muss der Teilnehmer lernen, ruhig und tief zu atmen und die Nasenatmung entdecken. Verspannungen, die einen tiefen Atem verhindern, werden mittels spezieller Entspannungsübungen gelöst.
Wenn man im Sinne des Yogas richtig atmet, hält der Herzschlag sogar bei der Ausführung einer komplizierten Yoga-Haltung seinen natürlichen Rhythmus. Die Atmung fließt ruhig und der Geist kann sich leicht auf einen bestimmten Körperabschnitt konzentrieren. Die Asana-Haltung ergibt sich und bleibt leicht, stabil und angenehm für den Körper und den Geist.
Richtige tiefe Atmung hilft, noch tiefer in die Asana-Haltung hineinzugehen. Sie gibt die Möglichkeit, die Wirkung noch tiefer zu spüren.
In der Regel atmen wir in der Zeit, während wir eine Asana einnehmen, sanft und tief. Auf unserer mentalen Ebene stellen wir uns vor, dass unsere Wirbelsäule sich von unten nach oben dehnt.
Während der Fixierung einer Asana dehnen wir uns beim Einatmen mental aus, verlängern uns zwischen Steißbein und Schädeldecke, und versuchen uns beim Ausatmen vollkommen zu entspannen, um dann sanft und langsam, Schritt für Schritt, tiefer in die Asana hinein zu fließen.
Vielen ist die technische Ausführung der Asanas wichtiger als das korrekte Atmen in den Haltungen. Der Hauptzweck der Hatha-Haltungen besteht darin, ganz bestimmte Muster im Energiefluss in der pranischen Hülle herbeizuführen. Und das ist nur mit der richtigen Atmung möglich.
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